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AVIVA-BERLIN.de im November 2024 - Beitrag vom 01.02.2007


Anna Ternheim – Seperation Road
Tatjana Zilg

Nach dem viel gelobten Debüt „Somebody Outside“ von 2004 beendet die Schwedin nun das Warten auf das Follow Up und belohnt die Ausdauer mit einem bestechend schönen Songwriting-Werk




Auf eine sanft-unschuldige Art düster und doch poetisch verspielt zeigt sich die Sängerin aus dem Norden Europas auf ihrem zweiten Album, für das sie zwar viel weniger Zeit zur Verfügung hatte als für ihr Debut, aber das sie mit höherer Zielbestimmung und musikalischer Klarheit verwirklichen konnte. Während sie die Songs von „Somebody Outside“ im Laufe von elf Jahren komponiert und getextet hatte und anschließend in der Abgeschiedenheit der Insel Gotland aufnahm, wurde „Seperation Road“ zwischen Tourneen, Interviewterminen und Reisen konzipiert und eingespielt.

Anna Ternheim gelingt es, sich in tiefgründige Atmosphären zu begeben, ohne je zu dunkel oder depressiv zu werden. Im Gegenteil, melodiöse Indie-Pop-Töne verbinden sich raffiniert mit Nu Folk- und klitzekleinen Gothic-Elementen. In erster Linie ist sie jedoch einfach eine herausragend gute Songwriterin, die weiß was sie will und das selbstbewusst bei ihrem Major-Label durchsetzt.

„Auf diesem Album wollte ich einen klareren, direkten Klang haben, so wie ihn gute Live-Aufnahmen bieten“ sagt Anna. „Filmmusik hat mich schon immer fasziniert, und wir hatten schon ziemlich zu Beginn der Aufnahmen den Eindruck, dass die Songs nach breitwanderigen Arrangements verlangten.“

Eine cineastische Atmosphäre dringt in der Tat aus ihrem neuen Album. Für die erste Minute wählte sie ein klassisches Intro, das die perfekte Untermalung für einen Film-Vorspann sein könnte. Doch dann schlagen den HörerInnen die wirbelnden Pop-Töne von „Girls Laying Down“ entgegen, darüber die fragil-markante Stimme der schwedischen Mittzwanzigerin, die mit stakkatohaft anmutendem Gesang eine leicht bedrohliche Stimmung kreiert, die aufhören lässt und ein aufgeregtes Kribbeln über die Haut jagt.

Kein Wunder, das Lieblings-Genre auf der Leinwand ist für Anna Ternheim der klassische Horrorfilm. Zu Hause flimmern des öfteren „Nosferatu“ und „Frankenstein“ über den DVD-Screen.
Für das Video zu „Girls Laying Down“fragte sie Jerker Josefsson an, der erkannte, dass sie einen visuellen Stil umsetzen wollte, der sonst mit Bands wie Nine Inch Nails und Marilyn Manson assoziiert wird.
Ein kleines Spektakel in einem Geisterhaus, oder zumindest derartig anmutenden Räumen, inszenierte der Regisseur für sie. Nicht zu aufdringlich, sondern im reduzierten Stil: Dunkle Umgebung, Blautöne, eine rote Uniform-Jacke und eine engelhafte Gestalt im weißen Ballerina-Kleid verleihen dem Track ein magisch-unheimliches Gewand, die ein schnelles Vergessen unmöglich macht.

Eine exquisite Mischung aus temperamentvollen Piano-Melodien, sanften Akustik-Gitarren-Klängen, rockigen Beats und nachdenklicher Poesie zeichnen die Songs von Anna Ternheim aus. Melancholisch, aber vorwärtsgerichtet und hoffnungsvoll begleitet sie die HörerInnen auf eine Reise durch eine Welt der tiefen Emotionen.

„Als ich mit dem Komponieren der Songs anfing, hatte ich eigentlich keinen thematischen Leitfaden, der ergab sich am Ende einfach so. Denn als ich mich an die Texte machte, fiel mir auf, dass sich bei dieser Musik Themen wie Liebe, Freundschaft und Trennung geradezu aufdrängten. Dieses Album handelt von Trennung und davon, dass man seinen eigenen Weg zu wählen hat ... und dabei andere Optionen verwerfen muss.“

AVIVA-Tipp: Ein Album, das alle Sinne in seinen Bann zieht. Verzaubernd schöne Songs, die wunderbar auch zu einem Ingmar Bergmann – Remake passen würde.

Anna Ternheim im Netz: www.annaternheim.com

Anna Ternheim
Separation Road

Label: Stockholm Records, Universal, VÖ Februar 2007
EAN: 0602517174443
16,99 Euro90008115&artiId=6263494" target="_blank">bestellen


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Beitrag vom 01.02.2007

AVIVA-Redaktion